Samstag, 20. September 2008

Der unerwartete Crash: Börsen gebrauchen völlig unzureichende statistische Methoden

The Fourth Quadrant: A Map of the Limits of Statistics (Edge.org)

Nassim Taleb erläutert, warum die statistischen Methoden, die an den Börsern der Welt verwendet werden, um die Risiken von Deals zu berechnen, auf das Geschehen an den Börsen eigentlich nicht angewendet werden können. Das Börsengeschehen unterscheide sich nämlich gänzlich von dem Gebiet, für das die statistischen Verfahren ursprünglich konstruiert wurden. Die statistischen Methoden beschäftigen sich meist mit Verteilungen, bei denen "Ausreißer"-Ereignisse keinen großen Einfluss haben auf die Art und Natur der Verteilung als solche.

An den Börsen jedoch können einzelne, seltene "Ausreißer"-Ereignisse die ganze Natur einer Verteilung verändern. Die herkömmlichen statistischen Methoden basieren jedoch darauf, dass eher die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens vieler kleinerer Ereignisse berechnet wird als die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens eines eklatanten Ausreißer-Ereignisses.

Ausschnitt:

Figure 1 My classical metaphor: A Turkey is fed for a 1000 days—every days confirms to its statistical department that the human race cares about its welfare "with increased statistical significance". On the 1001st day [Thanksgiving Day; Anmerkg. von mir, Solon], the turkey has a surprise. [...]

Figures 1 and 2 show you the classical problem of the turkey making statements on the risks based on past history (mixed with some theorizing that happens to narrate well with the data). A friend of mine was sold a package of subprime loans (leveraged) on grounds that "30 years of history show that the trade is safe." He found the argument unassailable "empirically". And the unusual dominance of the rare event shown in Figure 3 is not unique: it affects all macroeconomic data—if you look long enough almost all the contribution in some classes of variables will come from rare events [...]. (Quelle: Edge.org)

Börsen also als "Casino" zu bezeichnen, ist ein Euphemismus. Denn in einem Casino lassen sich normalerweise die Gewinnchancen genau berechnen - mit den bekannten statistischen Verfahren. An der Börse jedoch lässt sich im Endeffekt das Wesentliche nicht berechnen, weil es dazu gar keine adäquaten Verfahren gibt.

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