Samstag, 28. Februar 2009

Der archaische Futurismus

Futurismus (Wikipedia.org)

Der Wikipedia-Artikel über den greisen "Futurismus", der gerade einhundert Jahre alt geworden ist, offenbart, wie der Futurismus der Steigbügelhalter von Faschismus und Nationalsozialismus war und wie Faschismus und Nationalsozialismus damals als "modern" erscheinen konnten.

Nicht der einzelne Mensch, das Individuum mit seinen Bedürfnissen, steht beim Futurismus im Mittelpunkt, sondern ein unpersönliches, ekstatisches Wir. Nicht die Abwägung von Risiko und Nutzen, der sinnvolle Einsatz von Technik, die Anpassung von Gesellschaft und Technik an das Individuum und seine Bedürfnisse sind das Ziel, sondern Testosteron-getriebenes, gedankenloses Gasgeben immer und überall.

Wenn "Du", lieber Mitleser, dabei überfahren werden würdest, würde das das anonyme Mitglied einer ekstatischen "Futuristen-Raser-Masse" keinen Deut stören.

Modernität sieht anders aus. Aber der Futurismus ist in Italien und anderswo wohl immer noch "modern". Was man halt so in den dumpfen Kreisen für "modern" hält.

Freitag, 27. Februar 2009

Neues Fotoblog von Zeit.de

Fotoblog (Zeit.de)

Zeit.de hat seit einigen Tagen ein Fotoblog.

Aus der Selbstbeschreibung:

Bilder erzählen Geschichten. Und oft, davon sind wir überzeugt, erzählt nichts eine Geschichte so gut wie ein Bild. Im Fotoblog von ZEIT ONLINE werden wir in lockerer Taktung Bilder zeigen und diskutieren, die uns ins Auge gefallen sind - die über den Tag hinaus etwas zu sagen haben. Darüberhinaus möchten wir Ihnen zeigen, wo sonst im Netz sehenswerte Fotografie zu finden ist, auch wo journalistische “Bildarbeit” neu gedacht und erfunden wird. (Quelle: Blog.Zeit.de/Fotoblog)

Vorbild im weitesten Sinne ist wohl "Bigpicture" vom Boston Globe.

Mittwoch, 25. Februar 2009

Entweder der Euro muss wieder abgschafft werden oder es braucht einen tatsächlichen europäischen Bundesstaat

Oh, Du verdammter Stabilitätspakt (Zeit.de, Herdentrieb)

Die Finanzmärkte wetten bereits auf den Zusammenbruch der europäischen Währungsunion. Es wird deutlich, dass der heutige Euro für viele Euro-Länder schädlich ist. Statt den Euro wieder abzuschaffen, fordert Robert von Heusinger mehr Regulation der Finanz- und Wirtschaftspolitik europaweit, also einen erheblichen Schritt hin zu einem europäischen Bundesstaat.

Es scheint also so zu sein, dass der Euro letztlich nur Sinn macht, wenn er gefolgt wird von einem tatsächlichen europäischen Bundesstaat oder man muss den Euro wieder abschaffen.

Auszug:

Das alles ist mehr als trivial, nur leider nicht für deutsche Ökonomen, die Euroland die Krise eingebrockt haben, weil sie heimlich alles Lobbyisten der deutschen Exportindustrie sind – und nur eines im Sinn hatten: Immer mehr Exporte für Deutschland, immer mehr Gewinne für diese Industrie. [...]

Was ist jetzt zu tun?

Kurzfristig bleibt der Eurozone gar nichts anderes übrig als über eine riesengroße Gemeinschaftsanleihe die hypernervösen Investoren zu beruhigen. Da zahlt Deutschland natürlich kräftig drauf, aber das ist allemal besser als den Verdacht länger zu näheren, die Eurozone könnte auseinander fallen.

Das ist kurzfristig die einzige Option. Mittel- und langfristig dagegen muss die Koordinierung kräftig ausgebaut werden, der Stabilitätspakt zu einer Fußnote verkommen. Nicht, dass solide Staatsfinanzen nicht wichtig wären – im Gegenteil. Aber sie sind eben längst nicht alles. (Quelle: Blog.Zeit.de/Herdentrieb)

Montag, 23. Februar 2009

Politik der SPD: Nicht ernst gemeinte Ankündigungen und heiße Luft

Die SPD gibt auf! (HR-Online, Nightline)

Holgi beschreibt kurz und knapp, was man von den Ankündigungen der SPD, eine bessere Politik machen zu wollen, halten muss: nichts.

Auszug:

In der Vergangenheit ist die SPD immer dann mit sinnvollen Forderungen dabei gewesen, wenn sie davon ausgehen konnte, dass sie sowieso nicht umgesetzt werden. [...]

Ich vermute, dass es sich mit der Forderung nach Lobbyistenbeschränkung ähnlich verhält. Auch diese Forderung ist uralt, niemand in der SPD wollte ernsthaft etwas davon wissen, als man entsprechende Gesetze hätte einführen können [...] (Quelle: Blogs.HR-Online.de/Nightline)

Medien in Deutschland sind nur noch hilflose Hofnarren, die zudem eingepennt sind

Vierte Macht, my arse! (HR-Online, Nightline)

Auszug:

Wenn man sich so ansieht, wie die Mainstreammedien mit dem neuesten Hirngespinst der Familienministerin umgehen, der Zensur des Internets unter dem Vorwand, dadurch Kinderpornographie bekämpfen zu können, sieht man, wie es um die vermeintliche vierte Macht bestellt ist. (Quelle: Blogs.HR-Online.de/Nightline)

Kleine Bürgerrechtsgruppen bewahren EU vor massiver Internetzensur ohne dass größere Medien was von mitbekommen haben

EU-Parlament begräbt vorerst Forderung nach Netzsperren bei Copyright-Verstößen (Heise.de)

Ausschnitt:

Das EU-Parlament bleibt vorerst bei seiner wiederholt vorgebrachten Missbilligung von Internetsperren im Kampf gegen Urheberrechtsverletzungen. So ist der umstrittene Bericht des Sozialisten Manuel Medina Ortega zur "Harmonisierung des Urheberrechts" laut der Bürgerrechtsorganisation La Quadrature du Net vom Tisch. [...]

Jérémie Zimmermann, Mitgründer von La Quadrature du Net, feiert die Beerdigung des Vorstoßes als Erfolg "tausender E-Mails und Telefonanrufe" besorgter Nutzer bei den Parlamentariern. Dies sei ein Beweis dafür, dass eine gut informierte Bürgerschaft mehr erreichen könne als "kleine, obskure Lobbygruppen der Industrie". (Quelle: Heise.de)

Glückwunsch. Noch einmal gut gegangen.

Bis dann in vier Wochen der nächste Vorstoß der Lobby-Schweine der Musikindustrie kommt und sie wieder das Gesetzgebungsverfahren auf EU-Ebene massiv manipulieren und die tatsächliche oder vorgespielte Ahnungslosigkeit der EU-Politiker ausnutzen und wieder nur kleine Bürgerrechtsgruppen dagegen ankämpfen.

Die größeren Medien in Deutschland sind zunehmend nur noch für Misteltherapie-Schleichwerbung zu gebrauchen.

Die Logik der Prävention: Jeder ist letztlich ein Gefährder

Zitat des Tages (Zuender)

In Berlin werden Schüler jetzt mittels einer Schülerdatei überwacht. Begründung für dieses Vorgehen von offizieller Seite: "Nicht jeder Schulschwänzer wird ein Intensivtäter, aber jeder Intensivtäter war ein Schulschwänzer."

Zuender antwortet darauf:

Nicht jeder Mensch wird ein Verbrecher, aber jeder Verbrecher ist ein Mensch. Besser, wir beugen vor. (Quelle: Blog.Zeit.de/zitat-des-tages)

ARD wirbt mal wieder in Sendungen für Pharmaprodukte

Mit Mistelpräparaten gegen Krebs: Die ARD wirbt wieder für Pharma-Unternehmen (FAZ.net, Das Fernsehblog)

Ausschnitt:

Eine Zuschauerin, die sich beim SWR und der ARD über die Schleichwerbung beschwerte, bekam von der Zuschauerredaktion unter anderem zur Antwort, um Schleichwerbung könne es sich ja deshalb schon nicht handeln, weil Schleichwerbung Werbung für ein Produkt sei: "Eine Misteltherapie ist jedoch kein Produkt und wird auch nicht im Zusammenhang mit einem bestimmten Firmennamen erwähnt." Die ARD bekomme "auf keinen Fall Geld dafür", dass sie die Misteltherapie in "Sturm der Liebe" erwähne, denn: "Dafür hat die ARD eigens eine Clearing-Stelle gegen Schleichwerbung aufgebaut."

In der Tat. Das war eine Konsequenz aus der Aufdeckung des Schleichwerbeskandals 2005. Man fragt sich, was diese Stelle wohl macht, wenn ihr nicht einmal komplette Handlungsstränge und minutenlange Dialoge auffallen, die so offenkundig im Dienst der Pharma-PR stehen wie die Mistelkampagne im "Sturm der Liebe". (Quelle: FAZ-Community.FAZ.net/blogs/fernsehblog)

ARD - Arbeitsgemeinschaft Reklame in Deutschland...

Diese ominöse Misteltherapie ist zudem esoterischer Quatsch von Rudolf Steiner, mit dem verzweifelten Krebskranken ganz bewusst das Geld aus der Tasche gezogen wird.

Was mich dabei schon jetzt am meisten aufregt, ist, dass ich jetzt schon weiß, wie die ARD auf diese Vorwürfe reagieren wird: Erst ignorieren, dann leugnen, dann die Kritiker angreifen, dann schweigen.