Mittwoch, 29. Oktober 2008

Krieg im Kongo? Wo? Was? Na, und? Menschenleben? Mir doch egal.

Kongo/Uganda: Bomben, Raketen und Mörsergranaten (FR-Online.de)

Derzeit lässt sich wieder ganz einfach beurteilen, ob eine Zeitung, ein TV-Sender oder ein Online-Nachrichtendienst - auf bestimmte Thenemgebiete (Technik, Wirtschaft etc.) spezialisierte Nachrichtenangebote einmal ausgenommen - seriös ist: einfach hinsichtlich der Frage, ob über die derzeitige Situation im Kongo berichtet wird und wenn ja wie ausführlich.

Das Thema ist übrigens seit gestern die Hauptnachricht bei der BBC.

Türkei: Gericht sperrt große Teile des Internets in der Türkei wegen Links auf urheberrechtlich geschützte Fußballspiele

Türkei sperrt Blogspot komplett (Heise.de)

Grund: In einigen bei Blogspot.com gehosteten Blogs waren urheberrechtlich anscheinend geschützte Videos von Fußballspielen verlinkt.

DAS nenne ich mal ein wirksames Urheberrechts-Regime. Die nächste Stufe im Kampf gegen Urheberrechtsverletzugen wäre dann wohl die Bombardierung von Städten, in denen wichtige Internetknoten in der Erde verbuddelt sind.

Wache und kritische Nachfragen lassen schließen, dass Bundesverfassungsgericht Einsatz von Wahlcomputern äußerst kritisch sieht

Verfassungsgericht bereitet Grundsatzentscheidung zu Wahlcomputern vor (Heise.de)

Ausschnitt:

Bisher habe noch nie jemand einen Anhaltspunkt für Manipulationen gehabt, trug Hannappel vor. "Sie können doch überhaupt nicht nachzählen", wunderte sich da der Berichterstatter in diesem Verfahren, Prof. Rudolf Mellinghoff, über diese Gewissheit. "Eine Manipulation eines Wahlgerätes hat nur einen Sinn, wenn sie irgend etwas bewirkt", entgegnete der Landeswahlleiter, "sie haben dann ein abweichendes Ergebnis". Verfassungsrichter Mellinghoff konnte darauf nur "mit etwas Erstaunen" reagieren. "Wenn etwa die Partei Die Linke in einem Wahlkreis erstmals antritt, dann haben sie doch automatisch eine Abweichung", meinte er zu dieser Art der statistischen Prozesskontrolle.

Mellinghoff ließ auch durchblicken, dass der Zweite Senat eine Grundsatzentscheidung vorbereitet. Der Maßstab, "den wir in diesem Fall ganz neu bilden müssen", werde Auswirkungen auf eine ganze Reihe von Wahlsystemen haben. (Quelle: Heise.de)

Es ist beruhigend zu beobachten, dass die Verfassungsrichter anscheinend bei wachem Verstand sind.

Dienstag, 28. Oktober 2008

Aktienmarkt hat mit "Spielcasino" nichts zu tun

Finanzspekulation: VW-Aktie explodiert (FR-Online.de)

Ausschnitt:

Ein Lehrstück in Sachen Casino-Kapitalismus gibt es am deutschen Aktienmarkt zu bestaunen. Ein wilder Höhenflug der VW-Aktie hat den Autohersteller am Dienstag zeitweise zum teuersten Unternehmen der Welt gemacht. [...]

Mit dem wahren Wert von Volkswagen haben die Kapriolen längst nichts mehr zu tun. [...]

Inzwischen sind Händlern zufolge auch andere Investoren gezwungen, VW-Aktien zu kaufen - etwa alle Fonds, die ihre Performance am Dax messen. Anderen Aktien würden nun ohne Rücksicht auf Verluste verkauft, nur um Aktien von Volkswagen finanzieren zu können, hieß es. (Quelle: FR-Online.de)

Das ist natürlich Quatsch. Mit einem "Casino"-Spiel hat der Aktienmarkt nichts zu tun. Denn bei jedem Glücksspiel, das in einem Spielcasino angeboten wird, kann der Spieler seine Gewinn- und Verlustchancen genau berechnen. Die höchsten Gewinnchancen gibt es bekanntlich beim Roulette. Die Spielbank gewinnt zwar letztlich immer, aber das weiß jeder Glücksspieler zumindest theoretisch im Vorhinein.

Wer hingegen Aktien kauft, hat absolut überhaupt gar keine Ahnung, wie groß seine Gewinn- und Verlustchancen sind. Und es gibt auch - anders als jene esoterischen Schwachköpfe in den TV-Börsensendungen mit ihrem Fach-Kauderwelsch vorspielen wollen - keinerlei wissenschaftlich fundierte mathematische Methode, um die Gewinn- und Verlustchancen von Aktien zu berechnen.

Spielcasinos sind somit geradezu seriöse Einrichtungen im Vergleich zum Aktienmarkt.

Montag, 27. Oktober 2008

Killer-Drohnen mit der Fähigkeit durch Häuserwände zu schauen?

Nowhere To Hide: Killer drones that can see through walls (Slate.com)

William Saletan von Slate.com spekuliert, ob die jüngsten Erfolge der USA im Anti-Terrorkrieg in Afghanistan eventuell auf neue Fähigkeiten der eingesetzten Roboter-Flugdronen, durch Häuserwände hindurch sehen zu können, zurückzuführen sind.

Ich glaube nicht. Womit ich nicht bezweifle, dass an einer derartigen Technologie gearbeitet wird oder sie bereits schon genutzt wird. Vielmehr bezweifle ich, dass eine derartige Technologie für die Erfolge im Anti-Terrorkrieg verantwortlich ist.

Ich vermute eher, dass das Aufspüren von aufständischen Kämpfern/Terroristen mittlerweile so aussieht:

1.) Das afghanisch-pakistanische Grenzgebiet wird rund um die Uhr und lückenlos überwacht durch Spionagesatelliten und/oder fliegende Überwachungsdrohnen in mehreren Kilometer Höhe, und zwar nicht nur in Form einzelner Fotos, sondern in Form hochauflösender Videofilme.

2.) Diese Videofilme (im sichtbaren Bereich, Infrarotbereich und vielleicht noch anderen Wellenlängen aufgenommen) sind mittlerweile über mehrere Monate lang gespeichert worden.

3.) Anhand des gespeicherten Materials und ausgefeilter Muster-Erkennungssoftware (im Mustererkennen sind Computer/Software einsame Spitze. Beispielsweise scheint es möglich zu sein, Personen sogar aus der Luft anhand ihres Ganges verfolgen und identifzieren zu können...) kann man nun auf einer Satellitenaufnahme schlicht beispielsweise eine abgebildete Person markieren. Daraufhin verfolgt die Software die Spur dieser Person automatisch mit Hilfe des aufgezeichneten Satelliten-Videomaterials. Die Software spult sozusagen anhand des gespeicherten Videomaterials die Zeit zurück und zeigt, wo die markierte Person in den letzten Monaten war. So wird sichtbar, wo sich die markierte Person häufig aufhielt, ob sie zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort war. In einem weiteren Schritt kann man dann durch die gleiche Methode nachforschen, wo diejenigen Personen, mit der sich die markierte Person traf, in den letzten Monaten waren, oder wo diejenigen Personen waren, die ebenfalls die selben Gebäude wie die markierte Person aufsuchten oder mit dem selben Auto wie die markierte Person fuhren und so weiter. Am Ende präsentiert die Software (vermutlich in Minutenschnelle) den Militärs in visuell ansprechender Weise das gesamte Netzwerk, mit dem die markierte Person zu tun hat. So wird man schnell die Aufenthaltsorte von Terroristen eingrenzen können, die man dann gezielt mit unbemannten Drohnen attackiert, sobald man per Satellit sieht, dass ein Personenkreis, den man zuvor über die oben beschriebene Methode identifiziert hat und den man nun nonstop und automatisch per Satellit und Software verfolgt und überwacht, beispielsweise zu einem gemeinsamen Treffen in einem Haus zusammentrifft.

Durch Wände hindurch zu schauen, ist also gar nicht nötig.

Amerikas Roboter-Krieg gegen Terroristen

The Robot Proxy War (Slate.com)

Über den Roboter-Krieg der USA gegen Terroristen im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet.

Ausschnitt:

The war on terror is becoming a war between madmen and machines. A few years ago, jihadis had the upper hand because they didn't mind killing or dying. Now they're being blown away by remote-control pilots who can't be killed. The machines in the sky don't bleed, and they spare us the difficulties of an official troop presence. Pakistan has become the world's first robot proxy war. (Quelle: Slate.com)

Sonntag, 26. Oktober 2008

Weiterhin keine Transparenz bezüglich Firmenmitarbeitern direkt in Bundesministerien

Lobbyismus in deutschen Ministerien: Verbotene Einblicke in die Politik? (Tagesschau.de)

Tagesschau.de berichtet über die Kritik von Transparency International und LobbyControl an den weiterhin in vielen Ministerien sitzenden Leuten, die auf der Gehaltsliste von Firmen stehen.

In dem im Oktober erschienen "Ersten Bericht über den Einsatz externer Personen in der Bundesverwaltung" des Innenministeriums (BMI) für 2008 sind nun 59 solcher "Externer" aufgelistet. Den Bericht hatte die Bundesregierung angeordnet, nachdem auch der Bundesrechnungshof beanstandet hatte, beim Einsatz von Mitarbeitern aus der Privatwirtschaft bestehe das "Risiko von Interessenkonflikten". (Quelle: Tagesschau.de)

Die Definition, wer als "Externer" gelte, sei jedoch eine Vernebelung. Außerdem würden Mitarbeiter der freien Wirtschaft kurzfristig ohne jede Auflagen von Ministerien eingestellt werden. Weiterhin hielte sich die Bundesregierung selbst nicht an ihre eigenen Verwaltungsvorschriften. Schließlich sei es äußerst verdächtig, dass weiterhin die Bundesregierung viele Infos über die externen Mitarbeiter nicht veröffentliche und auch die Debatte in Parlamentsausschüssen darüber geheim sei.
Die Linkspartei spricht sich dafür aus, den Einsatz von externen Mitarbeitern grundsätzlich zu verbieten: "Das BMI erzeugt mit dem Bericht eine Scheintransparenz", sagt Gesine Lötzsch. "Wir wissen nicht, was die externen Mitarbeiter in den Ministerien machen und können auch nicht einschätzen, welchen Einfluss sie auf die Politik der Ministerien wirklich haben", kritisiert die stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Die Linkspartei hatte einen Antrag gestellt, den Einsatz der Externen komplett zu verbieten. Das lehnen die anderen Parteien jedoch ab. (Quelle: Tagesschau.de)

Deutsche Post prüft neuerdings Wahrheitsgehalt von Zeitungen und verweigert beim Anschein der Unwahrheit Zustellung

Das wird hart werden für die deutsche Zeitungsbranche. Vielleicht aber auch nicht, denn viele Zeitungen liefern ihr Geschreibsel ja bereits nicht mehr via Post aus, sondern über eigene Zeitungsboten. Da haben manche klug vorausgeschaut.

Post verweigert Zustellung: Rechtspopulisten wittern Zensur (FR-Online.de)

Die Deutsche Post hat die Zustellung von 300.000 Zeitungen der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pro Köln verweigert. [...]

Die Post lehnte die Auslieferung der Zeitung nach Angaben von Pro Köln mit der Begründung ab, sie enthalte Tatsachenbehauptungen über den Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma, die geeignet seien, ihn in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen. Die Wahrheit der Aussagen sei nicht ersichtlich. Damit liege eine Straftat vor. (Quelle: FR-Online.de)

Aber ist schon gut, dass es die Post gibt. Da hat der Rechtsextremismus keine Chance, stärkere Verbreitung zu finden! Und schön, dass endlich mal jemand was tut gegen diese vielen Dinge in den deutschen Zeitungen, die den Anschein erwecken, eventuell eine falsche Tatsachenbehauptung zu beinhalten.

Telekom-Datenskandal heute: Auch Mitarbeiter wurden ausspioniert

Telekom bespitzelte auch eigene Mitarbeiter (Spiegel.de)

Das Übliche halt. Nur insofern schlimmer, als Mitarbeiter ja nicht so einfach ihren Arbeitgeber wechseln können wie Kunden ihren Telekommunikationsanbieter.

Was hier auch wieder sichtbar wird: Es scheint bei der Telekom überhaupt gar keine wirksamen Strukturen oder Mechanismen oder Vorschriften gegeben zu haben, den Zugriff auf die Verbindungsdaten durch x-beliebige Mitarbeiter zumindest zu erschweren. Das alles ist kein Versehen, kein einmaliger Fehler, kein Ausrutscher. Da muss ein völlig anderes Bewusstsein in diesen Konzern einziehen.

Einem internen Untersuchungsbericht zufolge überwachte der Konzern nicht nur Aufsichtsräte und Journalisten - sondern auch seine eigenen Mitarbeiter. (Quelle: Spiegel.de)