Donnerstag, 2. April 2009

Schleswig-Holstein: Unbequemer Datenschützer Thilo Weichert soll von der Politik kalt gestellt werden

Datenschutzbeauftragter: Datenschutz ist Politik (Zeit.de)

Zitat:

Einer der kritischsten Datenschützer der Republik könnte sein Amt bald einbüßen. Thilo Weichert vom ULD in Schleswig-Holstein hat anscheinend viele Politiker verärgert [...] CDU in Schleswig-Holstein will Datenschützer Thilo Weichert nicht noch einmal für das Amt nominieren (Quelle: Zeit.de)

Datenschutz dient den Bürgern - und das ohne jede Einschränkung. Kein Wunder also, dass die CDU da was dagegen hat. Denn die CDU ist eine Partei, die systematisch und bewusst gegen die Interessen aller Bürger arbeitet. Leider haben das viele Wähler noch immer nicht mitbekommen. Warum haben sie das nicht mitbekommen? Das wäre die eigentlich interessante Frage.

Die EU fordert von Deutschland schon lange, dass die Datenschutzbeauftragten der Bundesländer und des Bundes noch unabhängiger werden von politischer Einflussnahme. Auch dies wird natürlich von SPD und Union nicht umgesetzt. Es geht eben nicht um die Bürgerinteressen in der Parteiendemokratie, sondern schlicht und einfach um die ungestörte, möglichst unkontrollierte Machtausübung durch die Mehrheitsparteien.

Verdacht: Schwere Rechtsverstöße von BKA und Verfassungsschutz: Plünderung von Telekomdaten über Jahre ohne richterliche Beschlüsse

Bundeskriminalamt: Rasterfahndung mit Telekom-Kundendaten (Frankfurter Rundschau)

Zitat:

Lange gingen Bundeskriminalamt und Verfassungsschutz in der Telekom ein und aus, beklagen die Insider. Informationen würden oft auf dem kleinen Dienstweg beschafft - ohne schriftliche Verfügungen oder Richter-Beschlüsse. "Amtshilfe", werde dann gemurmelt - und die ehemaligen Beamten bei der Telekom widersetzten sich selten einem solchen Ansinnen.

Die Folge sei eine massive Aushöhlung des Fernmeldegeheimnisses durch die Ermittlungsbehörden, hieß es schon des öfteren aus der Telekom. Im Bereich der Strafverfolgung habe der Hunger der Ermittler nach Verbindungsdaten stark zugenommen und schon längst verfassungswidrige Ausmaße angenommen. (Quelle: FR-Online.de)

Das wird jetzt interessant wie die deutsche Öffentlichkeit mit diesem heraufdämmernden Skandal umgehen wird. In den USA endete ein ähnlich skandalöses Verhalten von FBI und NSA damit, dass die Zusammenarbeit der Telekommunikationsfirmen mit FBI und NSA im Nachhinein durch ein in die Vergangenheit zurückwirkendes (!) Gesetz für nicht strafbar erklärt wurde.

Die erste Frage wäre: Wird der Skandal überhaupt von den Medien aufgenommen? Die nächste Frage wäre, ob es Schäuble und Co. schaffen, die Vorwürfe mit wenigen Worten kleinzureden. Dann: Lassen sich die Medien auf die Abwiegelungen ein? Wenn nicht: Wird es Untersuchungsausschüsse geben? Vor der Wahl? Unwahrscheinlich. Und selbst wenn: Untersuchungsausschüsse werden wenig helfen, eindeutiges Fehlverhalten von Verfassungsschutz und BKA festzustellen. Die wissen schon, wie sie das verhindern. Mit der Union wird es sicherlich auch keine Gesetze geben, die den Datenschutz stärken, denn bekanntlich ziehen in der Union Schäuble und seine Baden-Württemberger Kreise die Strippen. Fazit: Es wird etwas Aufregung geben, keine Aufklärung, keine persönlichen Konsequenzen, keine neuen Gesetze und bei den Medien wird das Thema in maximal drei Wochen tot sein.

Und die Leute werden weiterhin Kunden bei der Telekom bleiben. Man kennt es nicht anders. Der Staat ist kein Verbrecher. Die Sonne scheint magentafarben. Und wir leben alle ewig.

Also, BKA und Verfassungsschutz: Bitte weiter machen!

Mal sehen, wie lange es braucht, bis es auch klare Verdachtsmomente gegen deutsche Banken und Sparkassen gibt, illegal mit den staatlichen Behörden zusammengearbeitet zu haben. Ähnlich wie bei der Zusammenarbeit von Telekommunikationsfirmen wie AT&T mit Polizei (FBI) und Geheimdiensten (NSA) gab es auch dazu ebenfalls in den USA schon erste Verdächtigungen. Bislang aber auch in diesem Fall ohne jede Konsequenzen. Ohne ein Verschwörungsspinner zu sein, muss man allein aus dem, was man als normaler Bürger beobachten kann, die traurige Schlussfolgerung ziehen, dass die Geheimdienste - trotz Demokratie und Gewaltenteilung - wissen, wie sie die Öffentlichkeit lenken und die Schlüsselfiguren in Politik und Medien unter Druck setzen können.

Nachtrag: Tagesschau.de meldet, dass die Telekom nicht Kundendaten an BKA und Verfassungsschutz weitergegeben habe, sondern "nur" Mitarbeiterdaten: Telekom übergab Mitarbeiterdaten an das BKA.

Zitat:
Nach Erkenntnissen des ARD-Hauptstadtstudios galt die Telekom nach den Terroranschlägen in den USA als gefährdeter Betrieb für terroristische Anschläge. Deshalb habe das BKA Daten der Mitarbeiter auf Verbindungen in die islamistische Szene überprüft. (Quelle: Tagesschau.de)

Der Tagesschau.de-Artikel suggeriert für mich eindeutig, dass damit der Vorwurf, die Telekom habe darüber hinaus auch Kundendaten ohne richterliche Genehmigung an BKA und Verfassungsschutz weitergegeben, quasi entkräftet sei. Was natürlich falsch ist. Dass die Telekom auch Mitarbeiterdaten an BKA und Verfassungsschutz weitergegeben hat, sagt nichts darüber aus, ob sie auch Kundendaten weitergegeben hat.

Ich vermute, dass die Medien sich jedoch mit diesem Dreh der Story zufrieden geben werden. Darauf deutet auch hin, dass in den meisten Medien nur über die womöglich illegale Rasterfahndung berichtet wird, nicht aber über den Verdacht, dass darüber hinaus auch weiter und wiederholt die Sicherheitsbehörden ohne richterlichen Beschluss (was ja der eigentliche Skandal ist!) die Telekom quasi zur Herausgabe von Daten erpresst haben sollen.

Fazit: Die Story stirbt, bevor sie überhaupt genauere Beachtung, Prüfung und Betrachtung fand. Die ZDF-Heute-Sendung von heute 19 Uhr schloss ihre Kurz-Meldung über den Verdacht mit den Worten, dass das BKA nun alles genau prüfen wolle. Na, dann ist ja gut. *LOL* Und die ARD-Tagesschau berichtete in der 20-Uhr-Ausgabe überhaupt nicht.

Faszinierend.

Mittwoch, 1. April 2009

Bundesregierung: Unsinnige Gesetze, Lügen, unliebsame Whistleblower und die Herrschaft über die öffentliche Meinung

So geht Terror - Eine Theorie (Nightline)

Zitat:

Langfristig wird beim Stammtisch nämlich das nebulöse Wissen hängenbleiben, dass Wikileaks irgendwie an der Verbreitung von Kinderporno beteiligt war. [...]

Wer Wikileaks unterstützt, wird verdächtig sein. Kein Argument für Informantenschutz wird mehr greifen. Informantenschutz wird dann als Schutz von Kinderf***ern angesehen werden. Autoritäre Politiker werden sich dieser unsinnigen Aussage genauso bedienen, wie sie ‘Datenschutz ist Täterschutz’ propagieren. Noch weniger Menschen als heute werden sich trauen, Machtmissbrauch anzuprangern, weil sie soziale Ausgrenzung oder Hausdurchsuchungen befürchten. (Quelle: Blogs.HR-Online.de/Nightline)

Bundesregierung führt Anzahl von falschen Verdächtigungen als Beleg für Ausmaß von Kinderpornografie an

Wikileaks veröffentlicht Arbeitsentwurf zum Internetzensurgesetz (Fefes Blog)

Zitat:

Aber zurück zu dem Internetzensurgesetz. Ihr werdet nicht glauben, womit die das Begründen. Achtung, festhalten:

["]Die Dimension der Verbreitung von Kinderpornografie über das Internet in Deutschland verdeutlicht die Anzahl der Beschuldigten in einzelnen großen Ermittlungskomplexen allein in Deutschland (z.B. Operation Marcy: 530; Operation Penalty: über 1.000; Operation Mikado: 322; Operation Himmel: 12.000; Operation Smasher: 987) (vgl. hierzu die Pressemitteilung des) Bundeskriminalamtes vom 27. August 2008 zu aktuellen Entwicklungen im Bereich schwerer und organisierter Kriminalität).["]

JA! Sie benutzen wirklich Operation Himmel, das größte Debakel der Geschichte des BKA, wo sie am Ende so gut wie niemanden anklagen konnten, als Begründung! (Quelle: Blog.Fefe.de)

Außerdem meint die Bundesregierung, dass eine Manipulation von DNS-Servern kein Eingriff in das Fernmeldegeheimnis sei.

Warnung vor "PC-Welt": Diese Zeitung kann als Waffe missbraucht werden!

Ich bin böse (FixMBR.de)

Die Zeitschrift "PC-Welt" diffamiert Verschlüsselungssoftware als "böse", weil sie von Kriminellen missbraucht werden könne, so ein Text unter diversen Software-Programmen, die die PC-Welt vorstellt.

Bundesverfassungsgericht: Pauschale Anordnung zur DNA-Entnahme verfassungswidrig

DNA-Probe: Erfolgreich vor dem BVerfG gestoppt (Datenschutz-Blog)

Zitat:

Wie inzwischen faktisch üblich, wurde diese angeordnet, ohne dass "zukünftige erhebliche Straftaten" im Raume stehen. Das abstellen auf "sonstige Straftaten" ist so ohne weiteres nicht möglich [...]. (Quelle: Datenschutzbeauftragter-Online.de)

Wie die ach so seriösen Medien sich von Gewalt und Polizeisprechern blenden lassen

Bündnis der Medien mit der Gewalt (Telepolis.de)

Dass unsere ach so seriösen Medien Gewalt geil finden, ist nichts Neues und wurde ja erst letztlich beim Amoklauf in Winnenden wieder in aller ekelhaften Deutlichkeit vorgeführt. Interessanter an dem oben verlinkten Artikel ist somit der erneute Hinweis, dass die Medien sich bei der Berichterstattung über Demonstrationen gerne und willig wie eine Hure von der Polizei besteigen lassen - eindeutig nachweisbare Lügen der Polizei gab es zum Beispiel beim letzten G8-Gipfel in Heiligendamm, wo die Polizei sogar das Bundesverfassungsgericht anlog. Die Einschränkung von Bürgerrechten und die Forderung nach mehr Befugnissen für die Polizei waren die direkte Folge.

Ob die Medien ihre Geilheit auf die Lügengeschichten der polizeilichen Pressesprecher dieses Mal besser im Griff haben beim G20-Gipfel in London und dem NATO-Gipfel in Straßburg/Kehl?

Medien, Ethik, Gewalt - welches dieser drei Stichworte passt nicht in die Reihe?

Niemandem Rechenschaft schuldig (Stefan-Niggemeier.de)

Stefan Niggemeier kommentiert einen Bericht des ARD-Magazins "Panorama" über die Verfehlungen deutscher Medien bei der Berichterstattung über den Amoklauf in Winnenden.

Stern, Bild am Sonntag, RTL und das Hamburger Abendblatt verwendeten anscheinend ungefragt und unerlaubt Fotos von Opfern und Tätern.

Niggemeier kommentiert:

Ich würde nie behaupten, dass Thomas Osterkorn und Andreas Petzold, die Chefredakteure des "Stern", zynische Arschlöcher seien. Aber nett wie ich bin, wollte ich ihnen die Bezeichnung zumindest mal zur Selbsterkenntnis angeboten haben.

Der "Stern" gehört zu den Medien, die der Überzeugung waren, dass das Leiden für die Angehörigen der Opfer von Winnenden noch nicht groß genug war. Die Illustrierte half, ihr Leben noch ein bisschen unerträglicher zu machen, indem sie die Mädchen groß im Bild zeigte — mit Fotos, die offenbar jemand einfach aus ihren Profilen in verschiedenen sozialen Netzwerken entwendet hatte. (Quelle: Stefan-Niggemeier.de)

Dienstag, 31. März 2009

Lügenhafte Kampagne gegen OpenAccess findet weite Verbreitung in deutschen Medien

Ein Kulturkampf um das Wissen: Die Medienkampagne gegen Google Books und Open Access (Golem.de)

Zitat:

Derzeit empören sich Verleger und Autoren gegen Google Books, Open Access und sonstige Innovationen im Publikationswesen. Losgetreten hat den Entrüstungssturm der Heidelberger Literaturwissenschaftler Roland Reuß mit dem Kampfruf "Enteignet die schamlosen Enteigner!" (Quelle: Golem.de)

Die Vorwürfe von Roland Reuß sind offensichtlich haltlos. Dennoch findet er in den deutschen Medien viel Zustimmung. Das kann man nicht mehr mit irgendeinem Unwissen der deutschen Medien erklären. Diese Desinformationskampagne wird vermutlich zentral gesteuert von deutschen Verlegern und große Teile der deutschen Medien sind schließlich Eigentümer dieser Verleger und können somit nicht korrekt und frei berichten, sondern müssen ihre Leser ganz bewusst falsch informieren. Der Leser zählt halt nicht. Der Leser wird als Kunde von deutschen Medien nicht ernst genommen.

Gesetzesvorhaben zur Einschränkung der Transparenz bei der Bankenaufsicht zeigt, dass das Mediensystem in Deutschland fast durchgehend korrupt ist

Aufsicht ohne Einsicht (Stern.de, Weblog von Hans-Martin Tillack)

Zitat:

Dass die Bankenaufsicht die deutschen Banken zu wenig beaufsichtigt hat - das muss man niemandem mehr erklären. Trotzdem - oder deshalb? - wollten jetzt einige in Union, FDP und SPD verhindern, dass die Bürger besser kontrollieren können, was diese Aufsicht eigentlich tut. (Quelle: Stern.de)

Hans-Martin Tillack fragt zu Recht, warum die Medien über dieses Gesetzesvorhaben nicht berichten. Schließlich werden hier Rechte der Bürger durch die Politiker eingeschränkt. Transparenz und Kontrolle geht verloren, das Informationsfreiheitsgesetz wird eingedampft. Und das, wo doch gerade die Banken und die Aufsicht über die Banken durch die Finanzkrise als riesig großes Problemfeld offenbar wurde.

Dass Politiker den Bürgerinteressen häufig diametral entgegenstehen, sollte inzwischen niemanden mehr verwundern. Da steckt vermutlich die übliche Parteipolitik und Korruption in riesigem Ausmaß dahinter. Es muss sich ja auch lohnen, Politiker zu werden...

Aber dass die allermeisten Medien in Deutschland ganz bewusst nicht berichten über dieses Gesetzesvorhaben, ihr Maul halten, die Bürger und Leser und Zuschauer mit ihrem Schweigen täuschen, zeigt erneut, wie verfault und korrupt die deutschen Medien bei bestimmten Themen sind. Immer dann, wenn es um Bürgerrechte geht, stehen Medien in Deutschland eher auf der Seite des Staates oder der Privatwirtschaft und nicht auf der Seite ihrer Leser, Hörer oder Zuschauer. Vermutlich ist die Konsummacht der Verbraucher zu gering. Medien finanzieren sich in Deutschland durch die Werbeanzeigen oder sind mittels Aufsichtsräten abhängig von der Parteipolitik. Es scheint also mindestens einen Markt von mehreren hundert Millionen potenziellen Lesern, Hörern oder Zuschauern zu benötigen (wie beispielsweise in den USA), damit der Leser/Hörer/Zuschauer als Kunde von den Medien ernst genommen wird und seine wirtschaftliche Macht ausreicht und ein wirksames Gegengewicht bildet gegenüber dem Geld der Anzeigenkunden.

Linkketten vom Landgericht zu Wikileaks: Jetzt auch Hausdurchsuchungen bei Richtern des LG Karlsruhe?

Linkketten vom Landgericht Karlsruhe zu Wikileaks.org (Fefes Blog)

Das Landgericht Karlsruhe urteilte, dass auch das mittelbare verlinken von strafrechtlich relevantem Material Hausdurchsuchungen rechtfertigt. So ein Pech für die Richter des Landgerichts. Denn nun könnten sie oder Mitarbeiter ihres Landgerichts ebenfalls zu Zielen von Hausdurchsuchungen werden.

LG Karlsruhe: Nutzung des Internets rechtfertigt jederzeit Hausdurchsuchungen

Gericht: Durchsuchung wegen mittelbarer Links auf Kinderporno-Sperrliste rechtmäßig (Heise.de)

Zitat:

Auch, wer lediglich mittelbar und über Zwischenstationen auf Wikileaks verlinkt, kann sich im Visier der Strafverfolgungsbehörden wiederfinden. Mitte Februar wurden auf Basis einer Entscheidung des Amtsgerichts Pforzheim die Räume eines Blog-Betreibers durchsucht. Dieser hatte von seiner Seite einen Link auf einen anderen Blog gesetzt, der wiederum auf Wikileaks verlinkt hatte, wo die Sperrliste abrufbar war.

Das Landgericht Karlsruhe hatte nun über eine Beschwerde gegen diese Hausdurchsuchung zu entscheiden. Mit Beschluss vom 26. März beurteilten die Richter diesen als rechtmäßig und wiesen die Beschwerde zurück. (Quelle: Heise.de)

Bettina Winsemann von Telepolis.de zieht sofort Konsequenzen und verzichtet als Journalistin darauf über Hintergründe zur Kinderpornografie im Internet weiter zu berichten: Hier steht nichts mehr: Tschüss, Internet - war schön mit Dir. LG Karlsruhe legt das Netz in Fesseln... (Telepolis.de)

Links zu Wikileaks.org und Links auf Webseiten, auf denen wiederum Wikileaks.org verlinkt ist, sind in Deutschland also ab sofort ein rechtmäßiger Anlass, dass die deutsche Polizei Wohnungen stürmen darf und Ermittlungsverfahren eingeleitet werden. Da es keine klaren Regeln gibt, warum nun ausgerechnet Wikileaks.org als dermaßen gefährlich eingeschätzt wird, kann somit jeder, der im Internet Webseiten verlinkt, egal welche Webseiten, sofort Opfer von Hausdurchsuchungen werden.

Das Urteil ist ein schwerer Eingriff in die Meinungsfreiheit und die Pressefreiheit und in die Unverletztlichkeit der Wohnung.

Ich rate schon seit einiger Zeit dazu, das Internet in Deutschland nur noch über Anonymisierungsnetzwerke zu nutzen.

Die größeren Medien werden übrigens über das Skandal-Urteil des Landgerichts Karlsruhe nicht berichten. Niemals. Die größeren Medien in Deutschland hassen es bekanntlich, dass ihre Meinungshoheit durch das Internet, Foren und Weblogs unterminiert wurde. Deswegen werden sie keinen Finger krumm machen, um für diese Meinungsvielfalt einzustehen.

Bleibt also wieder nur das Bundesverfassungsgericht, um hier für Recht und Ordnung zu sorgen und die meiner Meinung nach kriminellen und verfassungswidrigen Machenschaften des Landgerichts Karlsruhe, der beteiligten Staatswanwälte und der Polizei Baden-Württembergs zu korrigieren, wenn denn derjenige, dessen Wohnung wegen Links zu Wikileals durchsucht wurde, die Kraft aufbringt, diesen Gerichtsweg zu gehen...

Das Urteil und das Vorgehen der Behörden in Baden-Württemberg offenbart eine in Deutschland bislang nicht vorstellbare Verwahrlosung des Rechts und eine bislang nicht vorstellbare Missachtung des Grundgesetzes. Ich vermute, dass die extremistische Politik von Union und SPD in Bezug auf die Bürgerrechte einen nicht kleinen Anteil an dieser Entwicklung hat.

Nachtrag: Immerhin Zeit.de berichtet als (meines Wissens nach) einziges nicht auf Internet- und Techniknachrichten spezialisiertes Medium auch noch über das Karlsruher Skandal-Urteil: Grenzenlose Verantwortung. Allerdings verschweigt der Artikel beispielsweise, dass der durch das Karlsruher Urteil direkt Betroffene bis vors Bundesverfassungsgericht gehen will und Strafanzeige gegen die Richter wegen Rechtsbeugung eingereicht hat.

Wie hanebüchen das Karlsruher Urteil tatsächlich ist, erläutert beispielsweise Jens Ferner in seinem Datenschutz-Blog und in den dort verlinkten, weiteren Internetseiten: Warnung: Hausdurchsuchung bei sämtlichen Blog-Betreibern denkbar? und Störerhaftung im Strafrecht? - Stichwort "Feindstrafrecht"!

Auch Rechtsanwalt Stadler beschreibt den Sachverhalt klar und deutlich:
Der Beschuldigte hatte keineswegs unmittelbar auf kinderpornografische Inhalte verlinkt und noch nicht einmal direkt auf eine ausländische Sperrliste, sondern vielmehr nur auf einen Beitrag in dem Blog Schutzalter, der sich seinerseits mit den dänischen Kinderporno-Sperrlisten beschäftigt und sich insgesamt kritisch mit der dänischen Sperrdiskussion auseinandersetzt. [...]

Wenn man solche Vorgänge sieht, dann bekommt man eine Ahnung davon, weshalb die Sperrlisten in anderen europäischen Staaten angeblich so erfolgreich funktionieren. Man konstruiert mit deren Hilfe neue Straftaten, die es sonst gar nicht gegeben hätte und verfolgt diese dann mit Durchsuchungsanordungen. Mit der Bekämpfung von Kinderpornografie hat das aber nichts zu tun. (Quelle: Internet-Law.de)

Was muss eigentlich passieren, damit die Medien im größeren Umfang über abstruse Urteile berichten, die die Meinungsfreiheit und Pressefreiheit dermaßen bedrohen? Ah, ich ahne es: Wenn irgendwo Blut fließen würde, dann würde vermutlich berichtet werden.

Warnung vor "Kabel Deutschland": Kundendaten wurden an unseriöse Subunternehmen weitergegeben

Zeitung: Datenskandal bei Kabel Deutschland (Heise.de)

Zitat:

Der Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) hat nach Informationen der WirtschaftsWoche für eine aggressive Telefonakquise in den vergangenen Monaten auch dubiose Callcenter mit Kundendaten versorgt, die nun illegal in Deutschland und im Ausland kursieren sollen. (Quelle: Heise.de)

Seymour Hersh klagt an: US-Vizepräsident Cheney leitete geheimen Zirkel, der Terror-Verdächtige im Ausland tötete oder töten sollte

Reporter alleges secret 'assassination wing' (CNN.com)

Dazu diente die Floskel vom "Krieg gegen den Terror": Statt Terror-Verdächtige unter das Gesetz zu stellen, dem Recht also zu dienen, die Herrschaft des Rechts hochzuhalten und es zu beachten, konnten Verdächtige einfach umgebracht werden, denn es herrscht(e) ja Krieg. Ähnliches schwebt ja auch Innenminister Schäuble vor, wenn er und andere davon sprechen, dass man in Zeiten des Terrors eine "andere Art von Recht" benötige. Ja, ja...

Zitat:

The Bush administration established a secret special operations unit unmonitored by Congress with authority to assassinate high-value targets in as many as a dozen countries, New Yorker reporter Seymour Hersh told CNN Monday.

A former Cheney aide denied the claim.

In an interview on CNN's The Situation Room, Hersh said the group — called the Joint Special Operations Command — reported to Vice President Dick Cheney and was delegated authority to assassinate individuals based on their own intelligence. (Quelle: CNN.com)

Die Sendung "The Situation Room", die das in Europa empfangbare "CNN International" von seiner US-Schwester, dem eigentlichen CNN, täglich um 0 Uhr mitteleuropäischer Zeit live übernimmt, ist meist immer sehenswert und äußerst informativ. Wer das häufiger schaut, kann schon alleine wegen des Aufwandes, mit dem das US-CNN seine Nachrichtensendungen produziert, über Tagesschau, Tagesthemen und Heute-Journal nur noch mitleidig lächeln.

Montag, 30. März 2009

Deutsche Bahn: Chronologie der Spitzel-Affäre bis zum Rausschmiss von Mehdorn

Deutsche Bahn: Chronologie der Spitzel-Affäre (Frankfurter Rundschau)

Eine kleine Liste der teilweise wohl illegalen - auf jeden Fall aber geschäftsschädigenden und das Betriebsklima zerstörenden (und damit der Korruption Türen öffnenden) - Bespitzelungen unter Mehdorns Führung bei der Deutschen Bahn.

Mehdorn selbst meint ja, dass er nichts weiter als ein Opfer einer politischen Kampagne sei. Klar, deshalb ja auch dieser so überaus schnelle und rasch vollzogene und äußerst zeitige Rausschmiss nach - äh - jahrelangen Verfehlungen... Aber Mehdorn meint bekanntlich viel. Vor allem viel Stuss. Es ist ein Wunder, dass die Deutsche Bahn unter seiner Führung nicht noch größeren Schaden genommen hat.