Donnerstag, 23. Oktober 2008

Psychologie zur Finanzkrise: Finanzdienstleister haben Risiken nicht als Risiken verkauft

Psychologie der Finanzkrise: Die verrückte Mär vom irren Markt (Spiegel.de)

Psychologieprofessor Frith Strack über die Rolle der Risikowahrnehmung als Mitursache der Wirtschaftskrise.

Ausschnitt:

Um überhaupt eine Risikoeinschätzung vornehmen zu können, werden meist Heuristiken (einfache Faustregeln) angewandt, wie zum Beispiel ein vermeintlicher Trend bei der Wertentwicklung in der Vergangenheit oder die Einschätzung von Experten. Diese menschliche Schwäche öffnet natürlich Tür und Tor für gezielte Einflussnahmen und Manipulationen. Dies gilt umso mehr, wenn das Risiko verschleiert wird - wie bei den Finanzderivaten, die wesentlich zur jetzigen Krise beigetragen haben. [...]

Aus psychologischer Perspektive ist die derzeitige Finanzkrise deshalb auf ein grundlegendes menschliches Defizit zurückzuführen: die Schwierigkeit, Wahrscheinlichkeiten richtig einzuschätzen und diese bei Entscheidungen angemessen zu berücksichtigen. Und diese Schwäche wurde in ihrer Wirkung durch fehlende Transparenz und risikoloses Gewinnstreben potenziert. (Quelle: Spiegel.de)

Polizei, die friedliche Demonstranten filmt, handelt rechtswidrig

Polizei darf auf Demos nur unter Auflagen filmen (Heise.de)

Ausschnitt:

Nach § 12a Versammlungsgesetz darf die Polizei Bild- und Tonaufnahmen von Teilnehmern bei oder im Zusammenhang mit öffentlichen Versammlungen nur dann anfertigen, "wenn tatsächliche Anhaltspunkte die Annahme rechtfertigen, dass von ihnen erhebliche Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung ausgehen", so der Gesetzestext. (Quelle: Heise.de)

Und wenn es berechtigte Annahmen geben würde, dass von einer Versammlung solch eine Gefahr ausgeht, dann wäre sie gar nicht erst genehmigt worden. Somit ist das mittlerweile alltägliche Abfilmen von friedlichen Demonstranten durch die Polizei rechtswidrig.

Aber die Polizei selber kümmert dies vermutlich nicht.

Aus Sicht der Polizei und anderer sogenannter staatlicher "Sicherheitsbehörden" dienen Demonstrationen heute vermutlich vor allem dazu, der Polizei und Verfassungsschutz einen Überblick zu geben, wer "zum harten Kern" irgendeiner politischen Bewegung gehört. Wartet erstmal ab, wenn die automatische Auswertung von Fotos und Videobändern (Gesichtserkennung) nicht mehr nur bei den fortschrittlichsten Geheimdiensten Anwendung findet, sondern auch bei der Berliner Polizei.

Man kann aus zweierlei Gründen nur hoffen, dass sich auch in Zukunft unter die Überwachungsgegner keine gewaltbereiten Idioten mischen werden. Einerseits, damit niemand zu Schaden kommt, andererseits aber auch, damit die "Sicherheitsbehörden" keinen Anlass finden, ihre gesammelten Datenberge für haarsträubende Verdächtigungen gegen die Teilnehmer solcher Demonstrationen einzusetzen, um ihren eigenen Herrschaftsapparat abzusichern.

Geplanter EU-weiter Einsatz von Nacktscannern an Flughäfen: Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten?

Sicherheitsmaßnahme an Flughäfen: Der entblößte Bürger (Süddeutsche.de)

Heribert Prantl kommentiert die Entscheidung der EU-Kommission, dass die EU-Mitgliedsstaaten künftig "Nacktscanner" (sehr treffendes Wort übrigens für die neue Technologie) an Flughäfen einsetzen können.

Ausschnitt:

Diese Inquisition der Fluggäste soll als eine Art Reihenuntersuchung zulässig sein, und zwar nicht nur bei den Fluggästen, bei denen ein Detektor piepst, sondern bei allen. [...]

Der Einsatz steht für die Veralltäglichung einer Perversion des Sicherheitsdenkens. Er führt zur Entwürdigung der Menschen.

Die Hauptlüge der inneren Sicherheit lautet: Wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten. Mit diesem Satz haben Politiker in ganz Europa jede neue Sicherheitsmaßnahme, jedes neue Sicherheitsgesetz begründet [...].

Nun entlarvt sich dieser Satz vor aller Augen. Auch der, der nichts zu verbergen hat, muss sich dem Sicherheitspersonal nackt präsentieren. [...]

Unter der Herrschaft des Terrorismus hat sich das Sicherheitsrecht fundamental geändert. Schon jetzt kann die Gesamtbevölkerung subtil ausgeforscht werden - mit Abhöraktionen, mit ausgeklügelten Kontrollarrangements und Datensammlungen, die darauf abzielen, Mobilität und Informationsverhalten der Bürger zu kontrollieren. [...]

Ein solcher Präventionsstaat banalisiert die Grundrechte. Er zehrt von den Garantien des Rechtsstaats; er entsteht, indem er sie verbraucht. (Quelle: Sueddeutsche.de)

Montag, 20. Oktober 2008

US-Geheimdienste nutzen Abhörbefugnisse hauptsächlich zum Abhören von Sex-Telefonaten

Was die NSA Abhörprogramme wirklich belauschen (Ravenhorst)

Was sie belauschen? Keine Terroristen, sondern natürlich die Anrufe normaler US-Bürger beispielsweise, die vom Ausland aus in die USA anrufen.

Kai Raven kommentiert und zitiert einen Artikel vom TV-Sender ABC.

Besonders beliebt bei den Geheimdienstlern scheint das Mithören von privaten Anrufen zwischen Liebespaaren zu sein. Da erleben die Geheimdienstler etwas, was sie in ihrem eigenen Leben sonst nicht erfahren: Vertrauen, Liebe, Zweisamkeit. Aber wer in den heutigen Zeiten bei den heutigen politischen Vorgaben weiterhin bei Geheimdiensten arbeitet, hat vermutlich eh einen psychischen Schaden.

Ausschnitt:

Wer sich mit den von Bush & Cheney illegal in die Welt gesetzten und später von den "Volksvertretern" im US-Senat und -Kongress legitimierten NSA Abhörprogrammen beschäftigt hat, von denen das "Terrorist Surveillance Program" und das Abziehen von Verkehrsdaten bei den großen Providern öffentlich bekannt wurde, wird sich über die Stories zweier Linguisten für Arabisch, die für die NSA Abhörprogramme von 2001 - 2007 von der U. S. Army und der NSA eingesetzt wurden, in keinster Weise wundern. [...]

"Das waren wirklich nur alltägliche, durchschnittliche, normale Amerikaner, die sich zufällig im Mittleren Osten aufhielten, in unserem Abhörbereich und diese Telefongespräche mit ihren Satellitentelefonen führten."

Der Inhalt der abgehörten Gespräche drehte sich um "persönliche, private Dinge mit Amerikanern, die in keinster Art und Weise oder Ausprägung mit irgendetwas in Verbindung standen, das mit Terrorismus zu tun hatte."

Sie sagte, US-Militäroffiziere, amerikanische Journalisten und amerikanische Hilfskräfte wurden routinemäßig abgehört und "ausgenommen", während sie mit ihren Büros oder ihrem Zuhause in den USA sprachen. Zu den Hilfskräften gehörten u. a. Mitglieder des Internationalen Roten Kreuz und Ärzte ohne Grenzen: "Wir wussten, sie arbeiten für diese Hilfsorganisationen. Sie wurden in unseren Systemen als 'gehört zum Internationalen Roten Kreuz' und all diesen Organisationen identifiziert. Aber trotzdem, anstatt diese Telefonnummern zu blockieren, machten wir weiter, um sie auszuhorchen." [...]

Faulk sagte, er und andere in seiner Abteilung der NSA Einrichtung in Fort Gordon [...] tauschten routinemäßig anzügliche oder spannende Telefongespräche untereinander aus, die von ihnen abgefangen wurden. "Hey, hör Dir das an" wurde Faulk aufgefordert, "das ist guter Telefonsex" oder "da ist ein wenig Bettgeflüster, greif Dir den Anruf, ist wirklich spaßig, zieh in Dir mal rein." (Quelle: Blog.Kairaven.de)

Es war einmal ein Rechtsstaat namens Großbritannien

Dein Kopf, Deine Daten und Deine Passwörter gehören uns! (Ravenhorst)

Großbritannien hat sich aus der Reihe der westlichen Rechtsstaaten verabschiedet. Wir trauern. Und vergessen. Denn im Vergessen liegt der einzige Trost.

Ausschnitt:

Wenn die Polizeibehörden und Geheimdienste private Schlüssel und Passwörter nicht durch die Verwanzung von Rechnern oder Abhören des Datenverkehrs in ihren Besitz bekommen können, ist es für sie ein Leichtes – nach dem Beschluss des Appellationsgerichts umso mehr – das RIPA Gesetz und die britischen Gerichte zu nutzen, um über die Androhung mehrjähriger Gefängnisstrafen bei Verweigerung, den absoluten Zwang zur Herausgabe privater Schlüssel und Passwörter bei völliger Missachtung des Unschulsvermutungsprinzips und des Rechts, sich nicht selbst beschuldigen zu müssen, Passwörter, private Schlüssel und die Inhalte verschlüsselter Daten abzugreifen. [...]

Das bedeutet, Personen, die von den Sicherheitsbehörden unter Terrorverdacht gestellt werden, kann Redeverbot, Internetnutzungsverbot, regelmäßige Polizeikontrollen zuhause und Hausarrest erteilt werden, ohne das man die Person über die Begründung und Anschuldigungen informiert, wenn es das Innenministerium und die Richter für richtig halten. [...]

Nur ein Richter, Lord Justice Sedley, der sich dem Beschluss seiner beiden Kollegen nicht anschloß, fand dazu die richtigen Worte: "Damit bewegen wir und zurück in Richtung einer ungezügelten Macht der Exekutive über die persönliche Freiheit." (Quelle: Blog.Kairaven.de)

Sonntag, 19. Oktober 2008

Bank-Mitarbeiter bekommen dank staatlicher Hilfszahlungen jetzt fürs Katastrophenjahr Milliardensummen an Gehälter und Boni

Wall Street banks in $70bn staff payout (Guardian)

Eigentlich wären die Banken tot, kaputt, pleite. Aber es gibt jetzt ja die staatlichen Hilfszahlungen. Und bevor diese anscheinend bei den Banken bereits fest eingeplanten Beträge überwiesen werden und dann die Banken ihre Manager-Gehälter begrenzen müssen, schlagen die US-Banken noch einmal kräftig zu und bescheren ihren Managern für das abgelaufene Katastrophen-Jahr erneut Gehaltserhöhungen und Boni im Milliardenwert. Ist ja nicht ihr Geld, was die Banken da an die Manager verteilen, denn in der Gesamtsumme haben die Banken in den letzten Monaten mehr Geld und Werte vernichtet als sie jemals durch ihr Tun selbst erwirtschaftet haben.

Es ist also eigentlich der größte Raub in der Menschheitsgeschichte. Aber legal. Ob egal, wird sich anhand der politischen Reaktionen in den kommenden Tagen erweisen.

Ausschnitt:

Financial workers at Wall Street's top banks are to receive pay deals worth more than $70bn (£40bn), a substantial proportion of which is expected to be paid in discretionary bonuses, for their work so far this year - despite plunging the global financial system into its worst crisis since the 1929 stock market crash, the Guardian has learned. [...]

The sums that continue to be spent by Wall Street firms on payroll, payoffs and, most controversially, bonuses appear to bear no relation to the losses incurred by investors in the banks. [...]

Many critics of investment banks have questioned why firms continue to siphon off billions of dollars of bank earnings into bonus pools rather than using the funds to shore up the capital position of the crisis-stricken institutions. (Quelle: Guardian.co.uk)