Mittwoch, 24. Juni 2009

Futurezone legt nach: Überwachungstechnik von Nokia Siemens Networks keineswegs harmlos: Modularer Aufbau macht Komplettüberwachung möglich

SMS-Gateways: Wie der Iran Twitter-User überwacht (Futurezone.ORF.at)

Zitat:

Nokia Siemens Networks dementiert, bei der Internet-Kontrolle geholfen zu haben, aber die von NSN gelieferten Systeme können problemlos alle Daten tracken und analysieren, die über SMS-Gateways an Twitter geschickt werden. [...]

Von jedem Telefonanschluss - Festnetz oder mobil - lassen sich binnen kürzester Zeit Kommunikationsprofile erstellen, die auf aggregierten Datensätzen basieren: wer mit wem wann wo wohin telefoniert oder SMS ausgetauscht hat. [...]

Es ist deshalb davon auszugehen, dass alle SMS, die aus dem Iran über Handys und entsprechende Gateways an die Kurzbotschaften-Webplattform Twitter hinausgehen, im System des staatlichen iranischen Mobil- und Festnetzbetreibers TCI von NSN-Technologie im Volltext erfasst, dann in einer Datenbank abgelegt und einer Mobiltelefonnummer bzw. der IMSI zugeordnet werden. [...]

Das von Siemens München ursprünglich entwickelte Produkt wurde, von den Telefoniedatensätzen ausgehend, immer mehr erweitert, das Monitoring-Center ist so nur noch eines der Module der "Intelligence Platform". (Quelle: Futurezone.ORF.at)

Der ORF fragt seit Montag bei NSN an, um zu erfahren, welche Module denn nun genau in den Iran geliefert wurden.

Erich Moechel merkt zum Schluss noch an, dass der wesentliche Unterschied zwischen europäischen Staaten und dem Iran in Bezug auf die Telekommunikationsüberwachung das Ausmaß der in den jeweiligen Ländern erlaubten staatlichen Überwachung ist. Es ist also wohlfeil von NSN, einfach die Hände in Unschuld zu waschen und zu sagen, die gelieferten Produkte würden sich an die iranischen Gesetze halten, würden nur das ermöglichn, was im Iran dem Staat bei der Überwachung seiner Bürger erlaubt sei. Denn eben das ist ja das Schlimme.

Futurezone verweist auch auf einen Link zum Verkaufsprospekt der 2007er Version der "Intelligene Platform" von Nokia Siemens Networks - via Quintessenz.org: 2007 Siemens Intelligence Platform.

Das Verkaufsprospekt macht nebenbei auch schön die Denke von Geheimdiensten deutlich: Jedes kleinste Fitzelchen an Information, das man über Bürger sammelt, kann bedeutsam sein. Und dank der Technologie von Nokia, Siemens, Ericsson und anderen ist es auch kein Aufwand mehr, all diese vielen Informationsstückchen nach Mustern zu durchleuchten oder nach bestimmten Kriterien zu filtern. Wer das Prospekt kurz anliest, versteht, dass Geheimdienste und Polizei immer mehr Daten wollen und nie genug kriegen.

Ich wette, dass wir in zehn Jahren sehnsüchtig auf die heutige Zeit zurückblicken werden und staunen werden darüber, was heute noch nicht alles überwacht wird, beziehungsweise, wo heute noch vom Gesetz her Grenzen gesetzt werden bei der Verwendung von bereits vorhandenen Daten. Und dabei wird schon so viel überwacht. Und wer weiß schon, was Polizei und Geheimdiensten mit vorhandenen Daten bereits heute alles anstellen? Liegen Daten erst einmal vor, dann kann ihr Missbrauch kaum mehr ausgeschlossen werden. Aber das Ruder in der Innenpolitik haben längst Apologeten der Geheimdienste und der Polizei übernommen. Politiker sind nur noch ahnungslose Dummschwätzer, die diesen Apologeten jeden Wunsch erfüllen.

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