Verärgerte Politiker, Medien und Journalisten (Telepolis.de)
Da berichtet eine Journalistin über eine Ungeheuerlichkeit, dass nämlich die Deutsche Post anscheinend schon seit Jahren Daten über Briefsendungen an US-Behörden übermittelt und so das Briefgeheimnis missachtet. Und kaum etwas passiert in den Medien oder in der Politik. Im Gegenteil: Der vom Volk gewählte (muss man mal betonen) Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy, Innenpolitiker der SPD, regt sich auf über diese kritischen Berichte und beschwert sich bei Zeit.de über diese nervende Journalistin. Zeit.de beendet die Zusammenarbeit mit der Journalistin und noch schlimmer: Keiner schreibt mehr was über diese Verletzungen des Briefgeheimnisses.
Ausschnitt:
Hartnäckiges Nachfragen ist eine Kardinaltugend des investigativen Journalismus in angelsächsischer Tradition, auch wenn der Interviewte sich im Nachhinein mental überanstrengt fühlt. In den USA und in England würde auch kein Journalist auf die Idee kommen, das Gesagte "autorisieren" lassen. Das ist ein typisch deutscher Brauch, der im demokratischen Europa einzigartig ist und den man nur aus der hiesigen stark ausgeprägten obrigkeitsstaatlichen Tradition erklären kann. Das ungeschriebene "Gesetz" der Autorisierung fördert die vorauseilende Unterwürfigkeit der Jung-Journaille, die meint, das müsse so sein, und lebt davon, dass alle stillschweigend mitmachen, weil niemand sich traut auszurufen, dass der Kaiser nackt ist. Eine rechtliche Grundlage für Autorisierungen gibt es ohnehin nicht. [...]
Die Wochenzeitung ZEIT verlieh bisher sechs Mal den Marion Dönhoff Preis. Personen, die diese Auszeichnung erhalten "machen keine Konzessionen an Publikum, Mode, Karriere. Sie sind ganz ohne Furcht." Vielleicht wünscht sich die ZEIT, dass es nicht gar so viele Leute mit diesen Charakteristika gibt. Das wäre doch sehr anstrengend für die Chefredaktion. (Quelle: Telepolis.de)
Wie wäre es, wenn ihr Medienfuzzis mal an die Leser denken würdet? War die Story über das Briefgeheimnis wichtig? Ja, oder nein? Kuscht ihr vor Politikern? Was ist los in den Redaktionsstuben in Deutschland? Bürokriege und Mobbing? Euch scheint es wohl zu gut zu gehen, was? Habt ihr alle ein Rad ab?
2 Kommentar(e) vorhanden:
Dass die "Zeit" nicht mehr mit Frau Härpfer zusammenarbeiten will, könnte auch damit zu tun haben, dass sie gegen gewisse Regeln verstoßen hat, die bei der Zusammenarbeit zwischen Politik und Presse nicht unwichtig sind.
Jedenfalls schreibt der Abgeordnete Edathy in abgeordnetenwatch.de, dass Härpfer sich ihm gegenüber als "Zeit"-Journalistin ausgegeben hat. In Wirklichkeit schrieb sie aber für das Mitmach-Portal "Telepolis" als freie Journalistin.
"Einen solchen Vorgang habe ich übrigens in den knapp zehn Jahren meiner Bundestagsmitgliedschaft zuvor noch nie erlebt", schreibt Edathy im "Abgeordnetenwatch.de". "Wenn ich zum Beispiel mit einem Mitarbeiter des 'Spiegel' spreche, der sich als solcher ausgibt, gehe ich auch davon aus, dass der entsprechende Text des Mitarbeiters nicht stattdessen in der 'Superillu' erscheint"..."
Im übrigen sagt Edathy: "Über Briefe werden keine Daten übermittelt, bezüglich von Paketen erfolgt die Datenübermittlung nur soweit, wie diese von den Absendern selbst auf dem Zoll-Aufkleber notiert worden sind." Wirklich Neues steht also gar nicht in Härpfers Artikel. Alles andere, etwa der Wunsch der USA, die Datenübermittlung auf den Briefpost-Verkehr auszuweiten, ist noch gar nicht entschieden. Edathy sieht das sogar selbst skeptisch und lehnt es ab.
Wer so arbeitet wie Härpfer, muss sich vielleicht nicht wundern, wenn er nicht mehr bei der "Zeit" arbeiten darf, sondern sich auf "Telepolis" beschränken muss.
Die "Medienfuzzis" denken vielleicht nicht nur an die Leser, sondern auch an fairen Umgang mit den Informanten. Das könnte auch der Grund sein, warum es Praxis hierzulande ist, Interviews noch einmal von dem Interviewpartner gegenlesen zu lassen. Das hat damit zu tun, dass manche "Journalisten" hierzulande es schamlos ausnutzen, auf den Informanten zu pfeifen, ihn anzulügen und Zitate frei erfinden.
Bei Ausdrücken wie "die Journalisten" und "Euch scheint es wohl zu gut zu gehen, was?" und "Habt ihr alle ein Rad ab?" könnte man eigentlich antworten: "Ihr Blogger, ihr habt doch auch alle ein Rad ab". Wenn da "die Journalisten" (Medienfuzzis) ausgemacht wurden, wo sind dann eigentlich "die Blogger"?
"Jedenfalls schreibt der Abgeordnete Edathy in abgeordnetenwatch.de, dass Härpfer sich ihm gegenüber als "Zeit"-Journalistin ausgegeben hat. In Wirklichkeit schrieb sie aber für das Mitmach-Portal "Telepolis" als freie Journalistin."
Falsch. Härpfer schrieb tatsächlich für Zeit.de. Siehe hier und hier.
Telepolis.de ist ein "Mitmach-Portal"? Falsch.
"Im übrigen sagt Edathy: "Über Briefe werden keine Daten übermittelt". Falsch. Siehe oben verlinkte Artikel.
Und wenn die Infos in oben verlinkten Artikeln von Härpfer auf Zeit.de nicht stimmen sollten: Wo bleibt dann die Korrekturmeldung von Zeit.de?
"Bei Ausdrücken wie "die Journalisten" und "Euch scheint es wohl zu gut zu gehen, was?" und "Habt ihr alle ein Rad ab?" könnte man eigentlich antworten: "Ihr Blogger, ihr habt doch auch alle ein Rad ab". Wenn da "die Journalisten" (Medienfuzzis) ausgemacht wurden, wo sind dann eigentlich "die Blogger"?"
Du kannst hier weiterlesen oder es sein lassen. Ich habe keinen gesellschaftlichen Auftrag. Mir gehen meine Leser am Arsch vorbei. Okay, tun sie nicht, könnten sie aber tun. Ich verdiene hiermit kein Geld.
Was mich aufregt ist: WO BLEIBT BEI DIESER GANZEN STORY DAS WEITERINFORMIEREN über den Sachverhalt der anscheinenden Verletzung des Briefgeheimnisses in den Medien? Das ist das, was mich aufregt. Lasst doch das Mobbing und denkt lieber daran, was an der Story über die Verletzung des Briefgeheimnisses nun dran ist oder nicht. Lasst persönliche Animositäten und denkt an euren gesellschaftlichen Auftrag. Es ist ein extrem wichtiges Thema. Wer dann nur an Mobbing denkt, hat für mich "ein Rad ab".
"Medienfuzzis" scheint ja als Reizwort noch zu funktionieren. Wunderbar. Werde ich wieder verwenden. Es gibt nämlich noch genug Anlässe zum Aufregen über die deutschen Medien.
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