Mittwoch, 28. Januar 2009

Deutsche Bahn bespitzelte fast drei Viertel ihrer Mitarbeiter

Mehdorn in der Kritik: Rasterfahndung bei der Bahn (Handelsblatt.com)

"Rasterfahndung" bei der Deutschen Bahn (Neue Zürcher Zeitung)

Da die deutschen Medien es wieder einmal nicht hinkriegen alle relevanten Zahlen bei dieser Meldung zu nennen, oder fehlerfrei zu nennen, hier einmal alle relevanten Zahlen, herausgezogen aus den zwei oben verlinkten Artikeln:

  • Die Deutsche Bahn hat ca. 240.000 Mitarbeiter
  • 173.000 dieser Mitarbeiter wurden von der Deutschen Bahn "überprüft". Das sind 72% und somit eher drei Viertel aller Mitarbeiter als das oft in den deutschen Medien gehörte "zwei Drittel".
  • Die Bahn untersuchte unter anderem die Wohnadressen, Telefonnummern und Bankverbindungen ihrer Mitarbeiter.
  • Es gab keinen konkreten Verdacht.
  • Die Mitarbeiter wurden nicht informiert.
  • 500 Ehepartner von 774 Führungskräften wurden ebenfalls von der Bahn durchleuchtet.
  • Bei der Untersuchung von den 774 Führungskräften habe es am Ende 12 Verdachtsmomente gegeben. Verdachtsmomente wohlgemerkt, keine Beweise für tatsächliche Korruption.
  • Bei der Überprüfung der 173.000 Mitarbeiter gab es am Ende 116 Verdachtsfälle. Das sind 0,67 Promille.
  • Die Bahn hält das alles für absolut verhältnismäßig.
  • Dicke Strafen muss die Bahn nicht fürchten. In einigen Fällen könnte die Bahn zu einer Strafe von 250.000 Euro verurteilt werden. Ansonsten gibt es rechtlich keine Möglichkeiten, weil es dazu keine Gesetze gibt, auf strafrechtlicher Ebene gegen die Bahn vorzugehen.
  • Noch vor einigen Wochen sprach die Bahn von nur circa 1000 Mitarbeitern, die überprüft worden seien und machte sich lustig über den Stern, der darüber berichtete. Die Bahn behauptete, der Stern würde nur alte Kamellen wieder hochkochen.
Spiegel.de berichtet ausführlich über die Reaktionen von Politikern auf die Nachricht, dass die Bahnspitze ein ekelhafter Haufen von Lügnern ist: Bahn-Spitzelei entsetzt Datenschützer (Spiegel.de)

Nachtrag: Stern.de berichtet, dass es auch den Verdacht gibt, dass die Bahn die ausgespähten Daten nicht nur zur Bekämpfung von Korruption benutzt haben könnte, sondern auch, um mögliche Verbindungen von Mitarbeitern zu Politikern, Medien und Bahnkritikern aufzudecken:
FDP-Verkehrspolitiker Friedrich zufolge ist weiterhin unklar, "ob die vorgeblich zur Korruptionsbekämpfung erhobenen Daten auch zu anderen Zwecken verwertet wurden, nämlich zur Ausspähung von Kontakten von Mitarbeitern zu Politik, Presse und Bahnkritikern. Schaupensteiner habe dies zwar verneint, jedoch nur "nach seiner Kenntnis". Im Verkehrsausschuss werde jedoch seit langem vermutet, dass es auch solche Ausspähungen gegeben habe. (Quelle: Stern.de)

1 Kommentar(e) vorhanden:

Anonym hat gesagt…

Super zusammengefasst!
Freue mich, dass es noch Menschen gibt, die nach der Wahrheit suchen!!