Mittwoch, 13. Februar 2008

Immer wieder faszinierend: Die Medienmanipulationen beim Thema "Venezuela"

Hortung von Lebensmitteln illegal (Amerika21.de)

Ich archiviere den Link zu diesem Artikel von Amerika21.de, weil zur Zeit mal wieder anderswo Agentur-Meldungen in zahlreichen deutschen Medien erscheinen, die die Situation in Venezuela extrem verkürzt darstellen. Wieder einmal ist die Medienberichterstattung über Venezuela ein äußerst anschauliches Beispiel dafür, wie Medien vor allem durch gezieltes Weglassen und Kürzen extrem manipulativ berichten. Das Beispiel Venezuela ist zur Medienanalyse so wertvoll, weil hier bei einem klar umrissenden Thema beinahe alle deutschen Medien extrem manipulativ, verkürzt und teilweise sogar völlig falsch berichten.

Verleiten lassen sich die deutschen Medien dazu vermutlich, weil die meisten deutschen Medienkonsumenten keinerlei alternative Informationsquellen über Venezuela kennen dürften und weil das Thema die meisten Menschen in Deutschland kaum direkt betrifft oder intensiver interessiert. In einem etwas größeren Rahmen betrachtet - vor allem außenpolitisch - ist das, was in Venezuela vor sich geht, jedoch dennoch bedeutsam. Außerdem ist Venezuela für bestimmte politische Gruppierungen eine Art Symbol, das entweder mit Hoffnung oder mit Hass verknüpft ist. Venezuela ist sozusagen der zugespitzte Kampf zwischen Sozialismus und Neoliberalismus. Und deswegen gibt es hier mächtige Interessengruppen, die ihre Sicht der Dinge in die Medien drücken wollen.

Dass man vieles an der Politik vom venezolanischen Präsidenten Chávez kritisieren kann, steht für mich außer Frage. Aber die Art und Weise, wie über Venezuela berichtet wird, entlarvt wie sonst kaum ein anderes Thema das oftmals eklatant unsaubere Arbeiten deutscher Medien und ihr häufiges Versagen bei der Aufgabe, die Medienkonsumenten zu informieren statt ihnen Meinungen vorzusetzen.

Amerika21.de berichtet ein wenig mehr über die Hintergründe der Situation in Venezuela und entlarvt so die manipulative Berichterstattung anderswo.

Ausschnitt:

Seit einigen Monaten hat Venezuela mit Versorgungsengpässen zu kämpfen. [...] Die Angebotsknappheit in Venezuela liegt auch darin begründet, dass der Konsum in den letzten Jahren dramatisch angestiegen ist: Von 2004 bis 2007 stieg er von 24 Milliarden US-Dollar auf 52 Milliarden Dollar. Bedingt durch das starke Wirtschaftswachstum der letzten Jahre und die umfangreichen Sozialprogramme der Regierung hat sich die Kaufkraft gerade der ärmsten Bevölkerungsschichten extrem gesteigert. Zwischen 2004 und 2006 hat sich das Einkommen der Armen in Venezuela inflationsbereinigt mehr als verdoppelt [...]. Die Vertreter der Privatwirtschaft erklären die staatlichen Preiskontrollen zur Ursache der Engpässe. Die Regierung wirft den Unternehmern wiederum absichtliche Verknappung des Angebotes aus Profitgier und politischen Motiven vor, was auch von Experten in Betracht gezogen wird. Andererseits beklagen viele Händler, dass zu den festgelegten Preisen oft gar nicht mehr gewinnbringend verkauft werden kann. Dem Druck aus der Privatwirtschaft hat die Regierung allerdings auch schon teilweise nachgegeben: Viele Festpreise wurden stark angehoben, und die meisten sind mittlerweile aufgehoben. Heute sind nur noch die Preise von 20Produkten reguliert. Vorher waren es etwa 400 gewesen. Mit der Festlegung sollten Verbraucher vor überteuerten Preisen und extremen Schwankungen geschützt werden. [...] Das größte Problem Venezuelas ist die Importabhängigkeit bei Lebensmitteln. Immer noch müssen mehr als 70 Prozent eingeführt werden [...]. (Quelle: Amerika21.de)

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