Donnerstag, 12. März 2009

ZDF muss tatsächlich "aus aktuellem Anlass" Doku über Gefährlichkeit von Computerspielen bringen

Amokläufer im Visier (ZDF.de)

Nanu? Programmänderung im ZDF-Nachtprogramm? Eine Doku über die Frage, ob Computerspiele Amokläufe auslösen. Anscheinend ist mal wieder ein Amoklauf passiert. Die Hirnaktivität von Computerspielern wurde untersucht. Ergebnis: Beim konzentrierten Computerspielen werden laut fMRT für kurze Zeit bestimmte Hirnbereiche blockiert, die für Emotionen zuständig sind. Klingt sehr gefährlich.

Kann mal jemand untersuchen, ob dieses sekundenlange Blockieren emotionaler Zentren im Gehirn eventuell auch beim Autofahren, Texteschreiben, Fernsehgucken, Kreuzworträtsellösen, feinmotorischen Tätigkeiten etc. passiert? Und anschließend sollte man dann unbedingt all diese Tätigkeiten, die für einige Sekunden Emotionszentren im Gehirn blockieren, verbieten.

Nicht verbieten sollte man jedoch, dass Eltern, in deren Wohnung Minderjährige wohnen, 16 tödliche Schusswaffen im Haus haben (samt anscheinend Massen an Munition).

Aber vielleicht lag ja in dem vermutlich abgeschlossenen Schrank mit den Waffen auch der Schlüssel zu der Schublade, in der die gefährlichen Computerspiele lagerten. Das wäre dann allerdings wirklich ein massives Versagen der Eltern des Amokschützen gewesen.

Ich kann nur davon abraten, sich über das Fernsehen über Wissenschaft und wissenschaftliche Ergebnisse zu informieren. All das, was man im Fernsehen über Wissenschaft und wissenschaftliche Ergebnisse hört, muss und sollte man durchweg nicht ernst nehmen und so schnell wie möglich wieder vergessen. Wissenschaftliche Ergebnisse werden im Fernsehen immer - ich betone: immer - total verkürzt und damit letztlich falsch dargestellt. Wissenschaftler sollten in jedem Halbsatz (nicht nur alle drei Sätze, sondern so, dass es nicht rausgekürzt werden kann, also in jedem Halbsatz) bei Interviews mit den Leuten vom Fernsehen deutlich machen, wo die Grenzen des jetzigen Wissensstandes liegen, wie also Theorien und Daten einzuordnen und zu bewerten sind.

Fernsehen ist und bleibt letztlich ein Schrott-Medium, das nur dazu geeignet ist Quizsendungen und Seifenopern auszustrahlen. Ausnahmen wie die Sendungen von Alexander Kluge sind und bleiben eben eines: absolute Ausnahmen.

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